Montag, 4. März 2013

nachtrag zur wehrpflichdebatte

meine liebe arbeitskollegin lisa wuerde jetzt sagen „der kas is scho gessn“, aber weil ich am wochenende ueber diese beiden wundervollen texte gestoßen bin, moechte ich das meiner werten leserschaft nicht vorenthalten. besonders an herrn darabos, seine sozialdemokratischen genossen sowie die gemuetlichkeitslinken der gruenen moechte ich das besonders ans herz legen:

„je mehr arbeiter in den waffen geuebt werden, desto besser. die allgemeine wehrpflicht ist die notwendige und natuerliche ergaenzung des allgemeinen stimmrechts; sie setzt die stimmenden in den stand, ihre beschluesse gegen alle staatsstreichversuche mit den waffen in der hand durchzusetzen. die mehr und mehr konsequente durchfuehrung der allgemeinen wehrpflicht ist der einzige punkt, der die arbeiterklasse deutschlands in der preußischen armeeorganisation interessiert ...“ - engels, die preußische militaerfrage und die deutsche arbeiterpartei.

die RAF schreibt 1971 in „ueber den bewaffneten kampf in westeuropa“ wie folgt:

„den herrschenden ist auch die unzuverlaessigkeit eines aus dem volke rekrutierten wehrpflichtigen-heeres nicht verborgen geblieben. angesichts der ansteigenden revolutionaeren flut in allen westlichen industrielaendern die tendenz feststellbar, die wehrpflicht zu kassieren und elite-einheiten fuer die bekaempfung von aufstaenden und guerilla-aktionen aufzustellen, den proletarischen soldaten zu ersetzen durch den technisch perfektionierten berufskiller. derartige kampfeiheiten sind gegen desertationstendenzen weitgehend immun. eine fraternisierung des berufsheeres mit den revolutionaeren massen wird zur blanken utopie.“

ich finde, darueber kann man durchaus in einer ruhigen minute nachdenken, besonders jetzt, wenn man das geschehene revue passieren lassen kann.

Donnerstag, 3. Januar 2013

drei dinge, die ich in drei tagen gelernt habe.

die ersten drei tage des jahres 2013 waren durchaus erhellend. meinen ersten aha-moment hatte ich, als sigi maurer, ihres zeichens gruene/gras und unibrennt/oeh-aktivistin, tweetete, dass sie das neujahrskonzert nicht mag, weil das orchester "zu konservativ" sei, "zu wenige frauen und migrant_Innen" darin spielen, man "zu wenig neue sachen" auffuehre und weil herr welser-moest ihr "unsympathisch" sei. als man sie darauf hinwies, dass der aufnahmeprozess vollkommen anonymisiert sei und man staendig urauffuehrungen spielte (allein elf im rahmen des kritisierten konzertes), begann das uebliche um-den-heissen-brei-herum-argumentieren, weil man "das ja so und so" meinte. ein "okay, ich habe mich geirrt" kam ihr freilich nicht ueber die finger, lediglich ein "ich kenn mich da ja nicht so aus". ein orchester mit mehrheitlich maennern kann ja nur kackscheisse sein. thema erledigt, nach den lobo-verbots-verfahren ein weiteres gustostueckerl zum zustand der gruenen partei in oesterreich.

weiter ging es am mittwoch. das motto der wiener antifa (unter anderem zum thema akademikerball) lautet "auch heuer moegen wir die nation und seine menschen nicht". schoen. als ich auf twitter diesen slogan als "das duemmste, was euch je eingefallen ist" kritisierte, wurde mir gesagt, dass das schon passt, wenn es "leute wie mich" provoziert und ausserdem von 1993 sei. auch schoen. auf weiterfuehrende nachfrage, wie man eigentlich "nation" definiert und warum man was daran schlecht findet, erklaerte man mir, dass man "darueber noch reden kann" ABER, dass nationalisten (lies: boese menschen) das fuer sich schon definiert haben. fazit: "die nation" ist ein nicht weiter festgelegter begriff, den man pauschal und agressiv ablehnt und bekaempft, ohne das im vorfeld eigentlich klar definiert zu haben.

der eigentliche knaller kam dann heute. gestriger antinationalist fragte, wie das so mit arbeitlosengeld, sozialhilfe und so weiter nach dem studium ausschaut. etwas schmunzelnd entgegnete ich, dass man als aufrechter staatsfeind doch nicht sein auf ausbeutung und unterdrueckung aufbauendes sozialsystem in anspruch nehmen wolle. jemand drittes schaltete sich dann mit folgenden bemerkungen ein:

1. natuerlich soll man das, weil sonst hat man kein geld, das abzulehnen fordern nur zynische und "identitaere" (aha) menschen.
2. wenn man als "linker" das nicht in anspruch nimmt, aendert das ja nichts, als einzelner kann man ja nichts veraendern.
3. auch wenn man waren aus kinderarbeit boykottiert hat das nur den effekt, dass diese dann nur arbeitslos werden. (hier ging es etwas offtopic, aber es ist einfach koestlich)
4. den staat kann man ja mit bestem gewissen finanziell ausnehmen.
5. wer arbeiten geht, ist ein sklave.
6. kommunismus hat ja nichts mit arbeitern zu tun, weil wer arbeiten geht, ist nur dem staat zutraeglich.

besonders nummer sechs versetzte ich mich in nicht wenig erstaunen, da der kommunismus urspruenglich als "herrschaftssystem des arbeiters bei aufhebung aller klassen unter supervision eines gerechten staates" gegruendet wurde. es mag ja verschiedene lesearten und mutationen - vom stalinismus über roten khmer bishin zum juché - geben, aber diese grundformel hat man eigentlich ueberall gleich verstanden. heute bedeutet kommunismus aber, ich zitiere: kommunismus = "Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt".

das eroeffnet jetzt natuerlich die frage, wie man das verstehen darf. eine meta-revolution ohne anspruch auf verwirklichung? eine sich selbst aufloesende form der ideologie, sobald sie ihr ziel erreicht hat? die "ewige revolution", von der roehm und strasser einst getraeumt haben? und: wenn man "den jetzigen zustand aufheben" will, wie kann man es da noch rechtfertigen, von diesem zu profitieren?

ich weiss schon, kommunismus ist in der oesterreichischen linken schon weitgehend passé. gruppierungen wie die slp bevorzugen einen proto-faschismus, unibrennt/refugeeaction/antifa/indymedia sind eher schon auf den anarchismus-zug aufgesprungen (eine urspruenglich noch viel radikalere arbeiterideologie, wo man den staat zugunsten von selbstverwaltung ausschalten wollte, denn, wie bakunin sinngemaess einemal sagte: "sozialismus ohne freiheit ist sklaverei" - er sollte recht behalten) und gerade deshalb darf man aus diesem eck keinerlei bewegung erwarten. selbstbeweihraeucherung und das zergehen in unwichtigen details definieren die politische arbeit in diesem spektrum und vor der realitaet verschliesst man die augen, selbst, wenn man die moeglichkeit haette, diese zu veraendern, denn: als einzelner kann man nichts ausrichten (sprach die ganze welt und klagte ueber sein unglueck). aber dann wundern, dass die mehrheit der zielgruppe (prekaere, arbeitslose, arme, arbeiter, kleingewerbetreibende) langsam in richtung rechts abwandert.

Montag, 10. Dezember 2012

linksextremismus als kammerspiel.

als ich im jahre 2002 zum ersten mal die gelegenheit hatte, death in june live in wien zu sehen, war die aufregung im vorfeld keine kleine. das doew warnte ganz eindringlich vor den rechtsradikalen douglas pearce und boyd rice, die homosexuelleninitiative hosi hob besonders die schwulenfeindlichkeit der band di6 hervor (ungeachtet dessen, dass pearce selbst damals seit jahrzehnten offen homosexuell war und eine regenbogenfahne seit je her das buehnenbild mitziert) und schliesslich kam auch ein beitrag auf orf.at. am konzertabend selbst fanden sich dann eine hand voll westbahnhof-punks im damaligen monastery ein, kontrollierten das lokal und die ersten besucher anhand einer aus dem internet ausgedruckten listen von in deutschland verbotenen symbolen und trabten dann nach einem freibier seitens des hausherren doch etwas entaeuscht wieder ab, als sie feststellten, dass da keine horden von skinheads und vapo-aktivisten eintrafen, sondern die selben grufties, die man auch sonst jeden samstag abend dort treffen konnte. die drei zivilpolizisten in jogginghose mit dem fotoapperat schossen dann noch einige photos (irgendwo in deren archiven proste ich ihnen auf einem bild zu), das konzert fand wie geplant statt, es gab wie zu erwarten nichts zu beanstanden und am tag danach war das thema wieder fuer alle gegessen.

als pearce 2004 solo erneut in wien spielte, war im vorfeld nichts. wirklich nichts. vielleicht gab es fuer die lokale antifa gerade dringlicheres zu tun als das selbe theater wie zwei jahre zuvor aufzufuehren, jedenfalls war es ein ruhiger abend, pearce spielte knappe drei stunden, erzaehlte vieles zu seinen liedern und aus der bandgeschichte und das publikum war zufrieden.

nach einer langen pause - 2004 haette eigentlich die abschiedstournee werden sollen - ging pearce 2011 erneut auf tour, immerhin galt es 30 jahre death in june zu feiern. das konzert in wien wurde, wohl wegen der ereignisse von 2002 und weil es ein neuer veranstalter war, konspirativ ausgerichtet und fand letztlich in der ottakringer brauerei statt. der veranstalter tat eigentlich gut daran, denn das eigentliche echo gab es nach dem auftritt.

das infoportal „stoppt die rechten“, welches als medieninhaber den gruenen rathausclub ausweist, brachte einen langen artikel ueber di6, wo neben den ueblichen erfindungen indymedias von vor 10 jahren viele texte und symbole der band oberflaechlich und ohne jeden zusammenhang zerlegt wurden und am ende als DIE neonaziband seit landser wieder zusammensetzte. es stimmt schon, wenn man sich mit dieser band nicht tiefer beschaeftigt, dann kann man in einige dinge viel interpretieren. pearce ist sich dessen auch bewusst und setzt es als kuenstlerisches stilmittel ein. immerhin hat diese band in ihren 30 jahren quasi eine eigene mythologie erschaffen, die das who is who der post-punk/industrial/neofolk-szene von albin julius bis david tibet auf dutzenden platten und cd's festgehalten hat. wenn man da aus einem fuenfminuetigen lied zwei zeilen herauspickt, sieht das so aus - dieser song, „we drive east“ von 1986, wurde besonders von der kpoe beanstandet:

Let loose from the leash
To hunt the Bolshevik beast
We paid in blood

wenn man den ganzen text liest, findet man aber auch zeilen wie:

Carry your banner
Forward to the skies
The hangman waits
A noose for you Workers, soldiers
Agitators
Marching to the incinerator
Now we pay our debts
To die on the Steppes
We paid in blood


da schaut der kontext gleich wieder anders aus. ansich moechte ich hier nicht weiter death in june im detail besprechen, das haben andere vor mir bereits vollstaendiger getan und allein ein blick in die englische wikipedia genuegt um zu sehen, dass hier von links heisser gekocht als gegessen wird.

worueber ich hier sprechen moechte sind die ereignisse rund um die beiden konzerte ende november 2012. erstmals angekuendigt wurden sie ueber die offizielle mailingliste von di6, der erste termin war bald ausverkauft, so dass man einen zweiten fixierte. als special an diesem abend war die premiere des films eines syrischen regisseures angesetzt, der einige songs von di6 im soundtrack verwendete. stattfinden sollten beide abende im club massiv, welcher den meisten wiener nachtschwaermern ein begriff ist.

als erstes meldete sich die trotzkistische „sozialistische linkspartei“ (slp) zu wort und forderte per youtube-video auf, dieses konzert zu verhindern. zu meiner verwunderung wurde dieses video von jemanden eingestellt, der mir seit zwei jahren auf twitter folgt (aus diskretion moechte ich hier nicht weiter auf die identitaet eingehen) und in einer anschliessenden diskussion argumente brachte wie „das glaub ich dir nicht.“, obwohl ich schriftliche quellen von pearce oder dritten anfuehrte. offenbar hat die durch langzeitarbeitslosgket motivierte, einseitige politische arbeit seine spuren hinterlassen.

die slp rief zu einer demo gegen den veranstalter - das plattengeschaeft „totem records“, welches nicht, wie von der slp kolportiert, ein label sei - auf, zu der schliesslich zwei slp-aktivisten samt megaphon auftauchten, flankiert von drei polizisten. das lasse ich einfach so stehen.

schliesslich rief auch die wiener kpoe auf, das konzert verhindern zu wollen, ploetzlich war da von einem nicht naeher beschriebenen „aktionsbuendnis“ die rede. scheinbar zeigte es wirkung und die konzerte wurden einige tage vor termin vom club massiv abgesagt. dazu spaeter mehr.

am ersten konzerttag versammelten sich ca. 20 antifaschisten bei der u3-station rochusgasse und feierten die absage der konzerte. zwar behauptete oben besagter, ehemaliger follower, dass hier mehr als 60 personen anwesend waren, aber auf seinen, ironischer weise über getty images lizensierten, bildern, sind um die 20 zu sehen. später las ich in einem blog, dass journalisten, die darueber berichten wollten, bedroht wurden, man ihre presseausweise verlangte und sie wegweisen wollte. offenbar wird der stalinistische geist der politischen pressezensur hier noch ganz hemmungslos gelebt, hier werden sich aber auch in kuerze die gruenen einreihen.

die konzerte fanden trotzdem statt. das „totem“ wurde kurzerhand ausgeraeumt, pearce spielte beide konzerte, schoen wars, nichts ist passiert, auch wenn anonym an beiden abenden die polizei vorbeischickte, die dann aber wieder abzog, weil es nichts zu beanstanden ging, sehr zum aerger der verhinderten verhinderer, die hier wie ueblich eine faschistische verschwoerung zwischen staatsschuetzern und neofaschisten sahen. merke: wenn sie sie brauchen, ist die polizei schon okay, aber auch nur so lange, wie sie in ihrem sinne vorgehen. mit sicherheit haette man hier nichts gegen ein bisschen handgreiflicher repression gehabt, doppelmoral war immer schon eine linksextreme spezialitaet.

nach den konzerten stellte sich heraus, wieso die gigs im club massiv wirklich abgesagt wurden. es hatte nichts damit zu tun, dass der clubbesitzer die band auf einmal fuer rechtsradikal hielt, im forum von gothic.at bekam man ein zitiertes statement von herren florian zu lesen:

"Ja durchaus traurig diese Entwicklung. Leider ist uns als Veranstaltungstätte eindeutig von Seiten der Polizei, Mba, Sicherheitsbüro Wien, Ma36 usw erklärt worden, dass dieses Konzert nicht im Club Massiv stattfinden wird. Sogar in den Kindergarten meiner Tochter wurden Drohmails geschickt. Die Volksschule Kolonitzplatz wurde aufgefordert Kinder nicht mehr in der Nähe des NS-Lokals Club Massiv spielen zu lassen." 

zusammengefasst: die konzerte wurden dort abgesagt, weil hier erpresst wurde. als vater einer kleinen tochter kann ich natuerlich verstehen, dass man sowas sehr ernst nimmt. die methode dahinter ist die widerwaertigste, die es wohl gibt und ist besonders auch in rechtsradikalen kreisen sehr beliebt: wenn die adressierte person nicht sofort spurt, dann drohe seinen naechsten und sorge dafuer, dass sein ruf in den dreck gezogen wird.

wenn der verfassungsschutzbericht jedes jahr neben dem anstieg rechtsradikaler straftaten auch einen anstieg ebensolcher aus dem linksradikalen spektrum aufzeigt, ist die empoerung in linken kreisen traditionell hoch. „sowas gibts bei uns ja gar nicht!“ wird dann im forum von derstandard.at aufgeheult und um das zu unterstreichen featured man ausfuehrlichst berichte ueber 17-jaehrige lehrlinge, die auf facebook skrewdriver zitiert haben und man dafuer moeglichst lange hinter gitter wissen will. wenn jetzt aber offensichtlich kindergaerten und schulen von linksextremisten bedroht werden, ist das dem qualitaetsblatt keine zeile wert.

schliesslich schaltete sich auch die bereits besagte gruene seite stopptdierechten.at ein und brachte einen review zu dem konzert. in bester autistischer manier nahm man pearce' kommentar „thank you for listening to this antisemitic tunes, here's another one!“ bierernst und fordert konsequenzen fuer den veranstalter. als ich mit deren twitter-account zu diskutieren begann und einige der beanstalteten titel und symbole aufzuklaeren suchte, wurde ich mit „nicht ablenken!“ und „diskussion beendet!“ abgespeist. offenbar ist das, neben formulierungen wie „braune barden“, wohl das unmittelbare ergebnis der zuwendungen durch das gruene bildungswerk. scheinbar stimmt meine theorie vom politischen paralleluniversum, wo sich deren bewohner jedem argument gegenueber verschliessen um nicht in verlegenheit kommen zu muessen, einen inhaltlichen fehler zugeben zu muessen. dass luegen eine beliebte politische taktik ist, mag nichts neues sein, aber fuer eine den supersauberen, 100% bio- und antikorrupten gruenen nahe plattform sollte das der mutterpartei bauchschmerzen bereiten, denn die nachrede deshalb ist schon nicht mehr zu ueberhoeren.

apropos luegen: stopptdierechten.at behauptete gestern, dass pearce letztes jahr „nationalsozialismus, jetzt jetzt jetzt!“ gerufen haben soll. letztes jahr schrieben sie noch, dass diese rufe aus dem publikum kamen. ein bekannter schilderte dieses ereigniss so (es handelt sich dabei um einen journalisten):

ia, da waren zwei so fpö-jugend-schlatzis, ich stand neben denen, die sind beim anfang des lieds, als ob sie nur auf das eine gewartet hätten, aggressiv zur bühne, haben einen pseudopogo gehupft, einen dreadlockigen, der auch seinen platz haben wollte, niedergestossen und zum schluss haben sie ebenjenes gerufen (man hört das auch im video). nach dem lied haben sie verächtlich den blick übers dij-publikum streifen lassen und sowas wie "komm wir hauen ab" gesagt.“

einige antifa-aktivisten behaupten auch, dass im publikum amtsbekannte neonazis aus dem umfeld von „alpe-donau“ anwesend waren und sie von ihnen fotos gemacht haetten. auf nachfrage wurde mir gesagt, dass man diese fotos nicht veroeffentlichen werde. ich denke mir meinen teil ueber die existenz der bilder. es stimmt, es ware eine gruppe ausgewiesener skins dort. es waren ca. 6 personen, die an ihrem tisch standen. letztlich muss man hier sagen, dass man in einem freien land nicht jedem den zutritt zu konzerten verweigern kann und deshalb den rest des publikums und die band in sippenhaftung zu nehmen, ist nicht nur verblendet, sondern auch billig. 2002 und 2004 waren solche leute noch nicht anwesend, hier gleich mein dank an die antifa, diese band den neonazis ueberhaupt erst schmackhaft gemacht zu haben. pearce meinte in den 90ern einmal, auf die frage, warum denn keine skinheads auf seine konzerte kommen wuerden, dass er diese gruppe nicht ansprechen wolle und es auch schlicht nicht ihre musik sei.

oder besser gesagt „war“.

natuerlich wird es keinerlei konsequenzen fuer slp, kpoe und gruene geben, aber ich hoffe, die leser dieses textes konnten sich ein differenziertes bild darueber machen, wie linksextremisten hierzulande ihre interessen durchzusetzen wissen, voellig am medialen mainstream vorbei, denn dieser ist am linken auge blind. wie sowas in deutschland gehandhabt wird, kann man sehr schoen hier nachlesen: https://www.facebook.com/Reithalle/posts/488131831226964

vielleicht schafft oesterreich das auch irgendwann, bis dahin kann man nur hoffen, dass der naechste generationenwechsel in der antifa wieder ein bisschen mehr hirn mit sich bringt.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

demokratieverstaendnis.

das politiker nur selten aus ihrer vergangenheit im speziellen und der generellen vergangenheit im allgemeinen etwas lernen, ist nichts neues. wie das amen im gebet musste es natuerlich kommen, dass sich ein vertreter dieser zunft - diesmal von der oevp - bereits ein jahr vor wahltermin via medien ausrichten laesst, mit wem seine partei definitiv nicht koalieren wird.

vielleicht bin ich hier der einzige, der darin ein massives demokratiepolitisches problem sieht. das spiel ist ja ansich recht einfach: der waehler gibt seine stimme ab und erteilt damit praktisch einen regierungsauftrag. spaetestens seit schuessel I sollte eigentlich klar sein, dass man mit dieser taktik des vorsortierens am ende als vermeintlicher wahlsieger auf der strecke bleibt, anstatt in den sauren apfel zu beissen und den waehlerwillen zu erfuellen. ich mag strache und seine fpoe auch nicht, aber da muss man durch. dass sich diese partei in regierungswuerden sowieso nur wieder selbstzerstoeren wuerde, kann man da durchaus als positiven nebeneffekt betrachten. weiteres ignorieren wird nur dafuer sorgen, dass die irgendwann einmal die koalitionsverhandlungen leiten werden.

was aber wirklich niemand will, sind weitere fuenf jahre spoevp. und dass sich rotgruen ausgeht, wage ich stark zu bezweifeln. deshalb mein appell an die politik: zeigt cojones, dann wird das auch der waehler.

Sonntag, 10. Juni 2012

deutsche gruene: zurueck in die 1950er!

ich gehoere ja zu den wenigen menschen, die eine hundertprozentige gleichstellung aller menschen fordern: unabhaengig von herkunft, ethnie und geschlecht. ich lehne als antikapitalist das konzept der klassen ab, als arbeiterkind jede form von seilschaft und als diskriminierungsgegner selbstverstaendlich die quote. freiheit des einzelnen innerhalb einer solidarischen gesellschaft ist das hoechste zivilisatorische und demokratische gut, welches europa nach jahrhunderten der nationalstaatlichen, ethnischen und religioesen konflikte erreicht hat und das gilt es auch mit allen gebuehrenden mitteln zu verteidigen.

die gruenen scheinen das zunehmend anders zu sehen. angefangen von herabwuerdigenden und diskriminierenden quoten, um genau das wettzumachen (den teufel mit dem beelzebub austreiben, sozusagen) bis hin ueber das laute nachdenken des verbots von zigarettenautomaten. gerne haette frau vizebuergermeisterin von wien auch den sternwartepark frei zugaenglich gemacht, unabhaengig davon, dass dieser seit 130 jahren unangetastet ist, vor jahrzehnten zum naturdenkmal erklaert wurde und viele seltene tier- und pflanzenarten dort einen ungestoerten rueckzugsort gefunden haben. das aktuelle plakatieren von strafbaren handlungen (radfahren am gehsteig) im sinne des gegenseitigen toleranzgedankens, spreche ich hier gar nicht weiter an.

in deutschland scheinen sich die gruenen allerdings noch einen gang schneller in eine konservative partei zu verwandeln. die bildungsministerin von nrw, sylvia loehrmann, hat unlaengst angeregt, man solle doch, zumindest fuer bestimmte faecher, schueler wieder nach geschlecht trennen, um die inhalte „geschlechtergerecht“ vermitteln zu koennen. das genannte beispiel haette man dann doch eher aus dem christlich-sozialen, bayrischen umfeld erwartet: maedchen wollen in chemie wissen, „wozu man das brauche“ (anm.: das habe ich mich auch viele jahre gefragt - als junge), man koenne das ja am beispiel der kosmetik erklaeren.

da war er: der salto mortale zurueck in die zeit von maedcheninternaten, schuluniformen und knoedelakademien, weil man frauen ja „ernsthafte wissenschaft“ nicht zumuten wolle. ich bin gespannt, mit welchen grenzgenialen vorschlaegen der think tank der gruenen in nrw demnaechst eine gleichberechtigte, diskriminierungsfreie gesellschaft realitaet werden lassen wollen. getrennte schwimmbaeder waeren ja ein heisser tipp, angesichts des kommenden sommers.

Donnerstag, 7. Juni 2012

„stillen ist schlecht“, sagen industrie, wirtschaft und politik.

vor einigen tagen erschien im standard ein interview mit der schweizer journalistin nicole althaus, ihres zeichens chefredateurin der zeitschrift „wir eltern“. in diesem beklagt sie, dass man stillen unnotwendigerweise als druckmittel gegen frauen einsetzt, beim kind zu bleiben - oder „daheim am herd“, da wird kein unterschied gemacht - um sie an ihrer (beruflichen) weiterentwicklung zu hindern und dass es eigentlich voellig unnotwendig ist, weil es keinen echten grund gibt, muttermilch der industriellen vorzuziehen.

da ich schon laengere zeit im mediengewerbe taetig bin und weiss, wie das dort laeuft, mache ich mir da keine illusionen, dass frau althaus diese meinung nicht (nur) aus tiefster persoenlicher ueberzeugung vertritt, sondern auch, weil es recht offensichtlich ist, wer die buchungsstaerksten anzeigenkunden sind. da will man schliesslich keine verstimmung riskieren, schon gar nicht, wenn man im mutterland des nestlé-konzerns erscheint.

auf der anderen seite stelle ich mir immer die frage, wozu man eigentlich kinder bekommt, wenn die groesste sorge die ist, persoenliche freiheiten zu verlieren. das ist nun einmal so. wenn man ein kind bekommt und es optimal selbst aufziehen moechte, dann muss man nun einmal einige jahre seines lebens „opfern“ - beide elternteile. diese frage endet ja nicht beim stillen; sobald kinder gehen koennen, sind sie ja noch lange keine potentiellen selbstversorger wie katzen.

aber um beim stillen zu bleiben: seit neuestem packt man eine studie aus, dass stillen nach dem vierten lebensmonat keinen (allergiepraeventiven) mehrwert gegenueber „broeselmilch“ halt. natuerlich haengen sich  „stillgegner“ und folgemilch-hersteller an diesem argument auf, uebersehen dabei allerdings einige punkte. stillen allein ist fuer ein kind nicht nur schnoede nahrungsaufnahme. fuer die meisten kinder ist es ein ritual, ist es naehe, geborgenheit, vielleicht eine einschlafhilfe, auf jeden fall das mittel nummer eins in sachen bonding. nach vier monaten ist damit aber noch nicht schluss. weiters gibt es da einen nicht zu unterschaetzenden kosten- und aufwandsfaktor. die substitut-milch ist nicht billig, sie zuzubereiten dauert seine zeit, denn ewig auf vorrat kann man das nicht machen.

schliesslich ist da noch der punkt, den viele uebersehen: folgemilch basiert auf kuhmilch. abgesehen davon, dass es einigermassen unlogisch erscheint, menschenbabymilch durch kuhbabymilch zu ersetzen, die industriell verarbeitet und zu einem pulver umgewandelt wurde, welches man am besten mit von vielen mineralwasserherstellern angebotenem „babywasser“ (lies: teureres stilles mineral) zubereitet, vergessen viele, dass menschen „per default“ kuhmilch nicht verwerten koennen. das muss der koerper erst lernen. was kann da die folge sein? weinende kinder mit bauchweh, blaehungen, uebelkeit. elternforen sind voll mit beitraegen, wo man festestellt, dass nach einigen monaten abgestillte kinder die folgemilch nicht so gut vertragen, dass sie ihnen offensichtlich nicht schmeckt und sie sogar deutlich abnehmen. aber das macht nichts, wird einem ja staendig suggeriert, dass dies wohl das bessere uebel sei. psychische kindesentwicklung spielt wohl keine rolle mehr (im gegenteil, wird einmal seit neuestem sogar weisgemacht, dass man kinder so frueh wie moeglich in fremdbetreeung geben soll, um „schaeden in der entwicklung“ zu vermeiden). das absurdeste anti-still-argument, welches ich je gehoert habe, war jenes, dass stillen nach sechs monaten einer „oedipalen entwicklung“ zutraeglich ist. zumindest scheint das alles langsam zu fruchten, denn nach der „schlaeft das kind schon durch?“-frage werden muetter ab sechs monaten von allein seiten gefragt, wann sie denn endlich abstillen. besonders interessiert daran ist natuerlich auch die wirtschaft, denn nur eine arbeitende frau, ist eine nuetzliche.

natuerlich gibt es situationen, da kommt man nicht drum herum, egal, ob die kinder die brust verweigern, ob aus medizinischen gruenden abgestillt werden muss oder es von anfang an nicht funktioniert hat. jedoch aus rein ideologischen gedanken (zitat althaus: „ Das Nichtstillen galt in den 1960ern als feministischer Aufbruch, der den Frauen Unabhängigkeit gegeben hat. Beim Stillen geht es nicht nur um das Wohl des Kindes, sondern immer darum, welche Rolle eine Gesellschaft Frauen zuschreibt.“) ist es der absolut falsche weg und spielt ausschliesslich den herstellern von ersatzmilch zu - einer florierenden milliardenindustrie, die natuerlich den teufel tun wird, dem stillen ein gutes urteil abzugeben.

Sonntag, 27. Mai 2012

das politisch korrekte lexikon I.

im zuge der debatten um aeußerungen der herren grass und darabos, wurde oft der vorwurf des „antisemitismus“ laut. in oesterreich und deutschland funktioniert das ja wunderbar, der ganz im sinne von antifaschismus und politischer korrektheit geschulte staatsbuerger wird dann sofort die goschn halten. das geht oft schon so weit, dass mir schon leute begegnet sind, die sichtliches unwohlsein dem wort „jude“ gegenueber hatten, hemmungen verspuerten, es auszusprechen und stattdessen lieber „hebraeer“ sagen. leider passieren dann auch ganz schreckliche missverstaendnisse und personen, die nie etwas judenfeindliches gesagt haben, werden (medial) angegriffen, als waeren fotos von ihnen aufgetaucht, wo sie vor einer gaskammer in auschwitz stehen und lachend mit den haenden am hals so tun, als wuerden sie ersticken.

um zukuenftigen fehlinterpretationen vorzubeugen, nachfolgend eine kleine nachhilfe in sachen „begriffsdefinitionen“.

„juden sind untermenschen.“, „juden wollen die weltherrschaft an sich reissen.“, etc. = antisemitismus.

„israel ist ein illegitimer staat.“, „israel muss vernichtet werden.“, etc. = antizionistisch.

„ich finde, was israel da macht, ist falsch.“, „die israelische politik gegenueber den palaestinensern ist kontraproduktiv.“, etc. = kritik an der politik der israelischen administration.

„ich mag minister xyz nicht.“, „was herr/frau sowieso da sagt, finde ich scheisse.“, etc. = kritik an einer bestimmten person des offiziellen israels.

der shitstorm, der sich in den letzten wochen ueber grass ergoss und jetzt auf minister darabos uebergreift, wird vom vorwurf des „antisemitismus“ begleitet. weil es unangenehm ist, was sie gesagt haben und man es deshalb - samt der urheber - diskreditieren moechte. ich haette es nie fuer moeglich gehalten, dass ausgerechnet ich einmal partei fuer den heeresvernichter darabos ergreife, aber bei aller antipathie, einen groesseren antifaschisten wie ihn hat dieses amt hierzulande noch nicht gesehen, was den vorwurf nur umso laecherlicher macht.

vielleicht sollte man gerade jetzt mut zur eigenen meinung zeigen. abschliessend noch ein zitat des von darabos kritisierten avigdor liebermans:

The vision I would like to see here is the entrenching of the Jewish and the Zionist state. I very much favor democracy, but when there is a contradiction between democratic and Jewish values, the Jewish and Zionist values are more important.