Montag, 10. Dezember 2012

linksextremismus als kammerspiel.

als ich im jahre 2002 zum ersten mal die gelegenheit hatte, death in june live in wien zu sehen, war die aufregung im vorfeld keine kleine. das doew warnte ganz eindringlich vor den rechtsradikalen douglas pearce und boyd rice, die homosexuelleninitiative hosi hob besonders die schwulenfeindlichkeit der band di6 hervor (ungeachtet dessen, dass pearce selbst damals seit jahrzehnten offen homosexuell war und eine regenbogenfahne seit je her das buehnenbild mitziert) und schliesslich kam auch ein beitrag auf orf.at. am konzertabend selbst fanden sich dann eine hand voll westbahnhof-punks im damaligen monastery ein, kontrollierten das lokal und die ersten besucher anhand einer aus dem internet ausgedruckten listen von in deutschland verbotenen symbolen und trabten dann nach einem freibier seitens des hausherren doch etwas entaeuscht wieder ab, als sie feststellten, dass da keine horden von skinheads und vapo-aktivisten eintrafen, sondern die selben grufties, die man auch sonst jeden samstag abend dort treffen konnte. die drei zivilpolizisten in jogginghose mit dem fotoapperat schossen dann noch einige photos (irgendwo in deren archiven proste ich ihnen auf einem bild zu), das konzert fand wie geplant statt, es gab wie zu erwarten nichts zu beanstanden und am tag danach war das thema wieder fuer alle gegessen.

als pearce 2004 solo erneut in wien spielte, war im vorfeld nichts. wirklich nichts. vielleicht gab es fuer die lokale antifa gerade dringlicheres zu tun als das selbe theater wie zwei jahre zuvor aufzufuehren, jedenfalls war es ein ruhiger abend, pearce spielte knappe drei stunden, erzaehlte vieles zu seinen liedern und aus der bandgeschichte und das publikum war zufrieden.

nach einer langen pause - 2004 haette eigentlich die abschiedstournee werden sollen - ging pearce 2011 erneut auf tour, immerhin galt es 30 jahre death in june zu feiern. das konzert in wien wurde, wohl wegen der ereignisse von 2002 und weil es ein neuer veranstalter war, konspirativ ausgerichtet und fand letztlich in der ottakringer brauerei statt. der veranstalter tat eigentlich gut daran, denn das eigentliche echo gab es nach dem auftritt.

das infoportal „stoppt die rechten“, welches als medieninhaber den gruenen rathausclub ausweist, brachte einen langen artikel ueber di6, wo neben den ueblichen erfindungen indymedias von vor 10 jahren viele texte und symbole der band oberflaechlich und ohne jeden zusammenhang zerlegt wurden und am ende als DIE neonaziband seit landser wieder zusammensetzte. es stimmt schon, wenn man sich mit dieser band nicht tiefer beschaeftigt, dann kann man in einige dinge viel interpretieren. pearce ist sich dessen auch bewusst und setzt es als kuenstlerisches stilmittel ein. immerhin hat diese band in ihren 30 jahren quasi eine eigene mythologie erschaffen, die das who is who der post-punk/industrial/neofolk-szene von albin julius bis david tibet auf dutzenden platten und cd's festgehalten hat. wenn man da aus einem fuenfminuetigen lied zwei zeilen herauspickt, sieht das so aus - dieser song, „we drive east“ von 1986, wurde besonders von der kpoe beanstandet:

Let loose from the leash
To hunt the Bolshevik beast
We paid in blood

wenn man den ganzen text liest, findet man aber auch zeilen wie:

Carry your banner
Forward to the skies
The hangman waits
A noose for you Workers, soldiers
Agitators
Marching to the incinerator
Now we pay our debts
To die on the Steppes
We paid in blood


da schaut der kontext gleich wieder anders aus. ansich moechte ich hier nicht weiter death in june im detail besprechen, das haben andere vor mir bereits vollstaendiger getan und allein ein blick in die englische wikipedia genuegt um zu sehen, dass hier von links heisser gekocht als gegessen wird.

worueber ich hier sprechen moechte sind die ereignisse rund um die beiden konzerte ende november 2012. erstmals angekuendigt wurden sie ueber die offizielle mailingliste von di6, der erste termin war bald ausverkauft, so dass man einen zweiten fixierte. als special an diesem abend war die premiere des films eines syrischen regisseures angesetzt, der einige songs von di6 im soundtrack verwendete. stattfinden sollten beide abende im club massiv, welcher den meisten wiener nachtschwaermern ein begriff ist.

als erstes meldete sich die trotzkistische „sozialistische linkspartei“ (slp) zu wort und forderte per youtube-video auf, dieses konzert zu verhindern. zu meiner verwunderung wurde dieses video von jemanden eingestellt, der mir seit zwei jahren auf twitter folgt (aus diskretion moechte ich hier nicht weiter auf die identitaet eingehen) und in einer anschliessenden diskussion argumente brachte wie „das glaub ich dir nicht.“, obwohl ich schriftliche quellen von pearce oder dritten anfuehrte. offenbar hat die durch langzeitarbeitslosgket motivierte, einseitige politische arbeit seine spuren hinterlassen.

die slp rief zu einer demo gegen den veranstalter - das plattengeschaeft „totem records“, welches nicht, wie von der slp kolportiert, ein label sei - auf, zu der schliesslich zwei slp-aktivisten samt megaphon auftauchten, flankiert von drei polizisten. das lasse ich einfach so stehen.

schliesslich rief auch die wiener kpoe auf, das konzert verhindern zu wollen, ploetzlich war da von einem nicht naeher beschriebenen „aktionsbuendnis“ die rede. scheinbar zeigte es wirkung und die konzerte wurden einige tage vor termin vom club massiv abgesagt. dazu spaeter mehr.

am ersten konzerttag versammelten sich ca. 20 antifaschisten bei der u3-station rochusgasse und feierten die absage der konzerte. zwar behauptete oben besagter, ehemaliger follower, dass hier mehr als 60 personen anwesend waren, aber auf seinen, ironischer weise über getty images lizensierten, bildern, sind um die 20 zu sehen. später las ich in einem blog, dass journalisten, die darueber berichten wollten, bedroht wurden, man ihre presseausweise verlangte und sie wegweisen wollte. offenbar wird der stalinistische geist der politischen pressezensur hier noch ganz hemmungslos gelebt, hier werden sich aber auch in kuerze die gruenen einreihen.

die konzerte fanden trotzdem statt. das „totem“ wurde kurzerhand ausgeraeumt, pearce spielte beide konzerte, schoen wars, nichts ist passiert, auch wenn anonym an beiden abenden die polizei vorbeischickte, die dann aber wieder abzog, weil es nichts zu beanstanden ging, sehr zum aerger der verhinderten verhinderer, die hier wie ueblich eine faschistische verschwoerung zwischen staatsschuetzern und neofaschisten sahen. merke: wenn sie sie brauchen, ist die polizei schon okay, aber auch nur so lange, wie sie in ihrem sinne vorgehen. mit sicherheit haette man hier nichts gegen ein bisschen handgreiflicher repression gehabt, doppelmoral war immer schon eine linksextreme spezialitaet.

nach den konzerten stellte sich heraus, wieso die gigs im club massiv wirklich abgesagt wurden. es hatte nichts damit zu tun, dass der clubbesitzer die band auf einmal fuer rechtsradikal hielt, im forum von gothic.at bekam man ein zitiertes statement von herren florian zu lesen:

"Ja durchaus traurig diese Entwicklung. Leider ist uns als Veranstaltungstätte eindeutig von Seiten der Polizei, Mba, Sicherheitsbüro Wien, Ma36 usw erklärt worden, dass dieses Konzert nicht im Club Massiv stattfinden wird. Sogar in den Kindergarten meiner Tochter wurden Drohmails geschickt. Die Volksschule Kolonitzplatz wurde aufgefordert Kinder nicht mehr in der Nähe des NS-Lokals Club Massiv spielen zu lassen." 

zusammengefasst: die konzerte wurden dort abgesagt, weil hier erpresst wurde. als vater einer kleinen tochter kann ich natuerlich verstehen, dass man sowas sehr ernst nimmt. die methode dahinter ist die widerwaertigste, die es wohl gibt und ist besonders auch in rechtsradikalen kreisen sehr beliebt: wenn die adressierte person nicht sofort spurt, dann drohe seinen naechsten und sorge dafuer, dass sein ruf in den dreck gezogen wird.

wenn der verfassungsschutzbericht jedes jahr neben dem anstieg rechtsradikaler straftaten auch einen anstieg ebensolcher aus dem linksradikalen spektrum aufzeigt, ist die empoerung in linken kreisen traditionell hoch. „sowas gibts bei uns ja gar nicht!“ wird dann im forum von derstandard.at aufgeheult und um das zu unterstreichen featured man ausfuehrlichst berichte ueber 17-jaehrige lehrlinge, die auf facebook skrewdriver zitiert haben und man dafuer moeglichst lange hinter gitter wissen will. wenn jetzt aber offensichtlich kindergaerten und schulen von linksextremisten bedroht werden, ist das dem qualitaetsblatt keine zeile wert.

schliesslich schaltete sich auch die bereits besagte gruene seite stopptdierechten.at ein und brachte einen review zu dem konzert. in bester autistischer manier nahm man pearce' kommentar „thank you for listening to this antisemitic tunes, here's another one!“ bierernst und fordert konsequenzen fuer den veranstalter. als ich mit deren twitter-account zu diskutieren begann und einige der beanstalteten titel und symbole aufzuklaeren suchte, wurde ich mit „nicht ablenken!“ und „diskussion beendet!“ abgespeist. offenbar ist das, neben formulierungen wie „braune barden“, wohl das unmittelbare ergebnis der zuwendungen durch das gruene bildungswerk. scheinbar stimmt meine theorie vom politischen paralleluniversum, wo sich deren bewohner jedem argument gegenueber verschliessen um nicht in verlegenheit kommen zu muessen, einen inhaltlichen fehler zugeben zu muessen. dass luegen eine beliebte politische taktik ist, mag nichts neues sein, aber fuer eine den supersauberen, 100% bio- und antikorrupten gruenen nahe plattform sollte das der mutterpartei bauchschmerzen bereiten, denn die nachrede deshalb ist schon nicht mehr zu ueberhoeren.

apropos luegen: stopptdierechten.at behauptete gestern, dass pearce letztes jahr „nationalsozialismus, jetzt jetzt jetzt!“ gerufen haben soll. letztes jahr schrieben sie noch, dass diese rufe aus dem publikum kamen. ein bekannter schilderte dieses ereigniss so (es handelt sich dabei um einen journalisten):

ia, da waren zwei so fpö-jugend-schlatzis, ich stand neben denen, die sind beim anfang des lieds, als ob sie nur auf das eine gewartet hätten, aggressiv zur bühne, haben einen pseudopogo gehupft, einen dreadlockigen, der auch seinen platz haben wollte, niedergestossen und zum schluss haben sie ebenjenes gerufen (man hört das auch im video). nach dem lied haben sie verächtlich den blick übers dij-publikum streifen lassen und sowas wie "komm wir hauen ab" gesagt.“

einige antifa-aktivisten behaupten auch, dass im publikum amtsbekannte neonazis aus dem umfeld von „alpe-donau“ anwesend waren und sie von ihnen fotos gemacht haetten. auf nachfrage wurde mir gesagt, dass man diese fotos nicht veroeffentlichen werde. ich denke mir meinen teil ueber die existenz der bilder. es stimmt, es ware eine gruppe ausgewiesener skins dort. es waren ca. 6 personen, die an ihrem tisch standen. letztlich muss man hier sagen, dass man in einem freien land nicht jedem den zutritt zu konzerten verweigern kann und deshalb den rest des publikums und die band in sippenhaftung zu nehmen, ist nicht nur verblendet, sondern auch billig. 2002 und 2004 waren solche leute noch nicht anwesend, hier gleich mein dank an die antifa, diese band den neonazis ueberhaupt erst schmackhaft gemacht zu haben. pearce meinte in den 90ern einmal, auf die frage, warum denn keine skinheads auf seine konzerte kommen wuerden, dass er diese gruppe nicht ansprechen wolle und es auch schlicht nicht ihre musik sei.

oder besser gesagt „war“.

natuerlich wird es keinerlei konsequenzen fuer slp, kpoe und gruene geben, aber ich hoffe, die leser dieses textes konnten sich ein differenziertes bild darueber machen, wie linksextremisten hierzulande ihre interessen durchzusetzen wissen, voellig am medialen mainstream vorbei, denn dieser ist am linken auge blind. wie sowas in deutschland gehandhabt wird, kann man sehr schoen hier nachlesen: https://www.facebook.com/Reithalle/posts/488131831226964

vielleicht schafft oesterreich das auch irgendwann, bis dahin kann man nur hoffen, dass der naechste generationenwechsel in der antifa wieder ein bisschen mehr hirn mit sich bringt.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

demokratieverstaendnis.

das politiker nur selten aus ihrer vergangenheit im speziellen und der generellen vergangenheit im allgemeinen etwas lernen, ist nichts neues. wie das amen im gebet musste es natuerlich kommen, dass sich ein vertreter dieser zunft - diesmal von der oevp - bereits ein jahr vor wahltermin via medien ausrichten laesst, mit wem seine partei definitiv nicht koalieren wird.

vielleicht bin ich hier der einzige, der darin ein massives demokratiepolitisches problem sieht. das spiel ist ja ansich recht einfach: der waehler gibt seine stimme ab und erteilt damit praktisch einen regierungsauftrag. spaetestens seit schuessel I sollte eigentlich klar sein, dass man mit dieser taktik des vorsortierens am ende als vermeintlicher wahlsieger auf der strecke bleibt, anstatt in den sauren apfel zu beissen und den waehlerwillen zu erfuellen. ich mag strache und seine fpoe auch nicht, aber da muss man durch. dass sich diese partei in regierungswuerden sowieso nur wieder selbstzerstoeren wuerde, kann man da durchaus als positiven nebeneffekt betrachten. weiteres ignorieren wird nur dafuer sorgen, dass die irgendwann einmal die koalitionsverhandlungen leiten werden.

was aber wirklich niemand will, sind weitere fuenf jahre spoevp. und dass sich rotgruen ausgeht, wage ich stark zu bezweifeln. deshalb mein appell an die politik: zeigt cojones, dann wird das auch der waehler.

Sonntag, 10. Juni 2012

deutsche gruene: zurueck in die 1950er!

ich gehoere ja zu den wenigen menschen, die eine hundertprozentige gleichstellung aller menschen fordern: unabhaengig von herkunft, ethnie und geschlecht. ich lehne als antikapitalist das konzept der klassen ab, als arbeiterkind jede form von seilschaft und als diskriminierungsgegner selbstverstaendlich die quote. freiheit des einzelnen innerhalb einer solidarischen gesellschaft ist das hoechste zivilisatorische und demokratische gut, welches europa nach jahrhunderten der nationalstaatlichen, ethnischen und religioesen konflikte erreicht hat und das gilt es auch mit allen gebuehrenden mitteln zu verteidigen.

die gruenen scheinen das zunehmend anders zu sehen. angefangen von herabwuerdigenden und diskriminierenden quoten, um genau das wettzumachen (den teufel mit dem beelzebub austreiben, sozusagen) bis hin ueber das laute nachdenken des verbots von zigarettenautomaten. gerne haette frau vizebuergermeisterin von wien auch den sternwartepark frei zugaenglich gemacht, unabhaengig davon, dass dieser seit 130 jahren unangetastet ist, vor jahrzehnten zum naturdenkmal erklaert wurde und viele seltene tier- und pflanzenarten dort einen ungestoerten rueckzugsort gefunden haben. das aktuelle plakatieren von strafbaren handlungen (radfahren am gehsteig) im sinne des gegenseitigen toleranzgedankens, spreche ich hier gar nicht weiter an.

in deutschland scheinen sich die gruenen allerdings noch einen gang schneller in eine konservative partei zu verwandeln. die bildungsministerin von nrw, sylvia loehrmann, hat unlaengst angeregt, man solle doch, zumindest fuer bestimmte faecher, schueler wieder nach geschlecht trennen, um die inhalte „geschlechtergerecht“ vermitteln zu koennen. das genannte beispiel haette man dann doch eher aus dem christlich-sozialen, bayrischen umfeld erwartet: maedchen wollen in chemie wissen, „wozu man das brauche“ (anm.: das habe ich mich auch viele jahre gefragt - als junge), man koenne das ja am beispiel der kosmetik erklaeren.

da war er: der salto mortale zurueck in die zeit von maedcheninternaten, schuluniformen und knoedelakademien, weil man frauen ja „ernsthafte wissenschaft“ nicht zumuten wolle. ich bin gespannt, mit welchen grenzgenialen vorschlaegen der think tank der gruenen in nrw demnaechst eine gleichberechtigte, diskriminierungsfreie gesellschaft realitaet werden lassen wollen. getrennte schwimmbaeder waeren ja ein heisser tipp, angesichts des kommenden sommers.

Donnerstag, 7. Juni 2012

„stillen ist schlecht“, sagen industrie, wirtschaft und politik.

vor einigen tagen erschien im standard ein interview mit der schweizer journalistin nicole althaus, ihres zeichens chefredateurin der zeitschrift „wir eltern“. in diesem beklagt sie, dass man stillen unnotwendigerweise als druckmittel gegen frauen einsetzt, beim kind zu bleiben - oder „daheim am herd“, da wird kein unterschied gemacht - um sie an ihrer (beruflichen) weiterentwicklung zu hindern und dass es eigentlich voellig unnotwendig ist, weil es keinen echten grund gibt, muttermilch der industriellen vorzuziehen.

da ich schon laengere zeit im mediengewerbe taetig bin und weiss, wie das dort laeuft, mache ich mir da keine illusionen, dass frau althaus diese meinung nicht (nur) aus tiefster persoenlicher ueberzeugung vertritt, sondern auch, weil es recht offensichtlich ist, wer die buchungsstaerksten anzeigenkunden sind. da will man schliesslich keine verstimmung riskieren, schon gar nicht, wenn man im mutterland des nestlé-konzerns erscheint.

auf der anderen seite stelle ich mir immer die frage, wozu man eigentlich kinder bekommt, wenn die groesste sorge die ist, persoenliche freiheiten zu verlieren. das ist nun einmal so. wenn man ein kind bekommt und es optimal selbst aufziehen moechte, dann muss man nun einmal einige jahre seines lebens „opfern“ - beide elternteile. diese frage endet ja nicht beim stillen; sobald kinder gehen koennen, sind sie ja noch lange keine potentiellen selbstversorger wie katzen.

aber um beim stillen zu bleiben: seit neuestem packt man eine studie aus, dass stillen nach dem vierten lebensmonat keinen (allergiepraeventiven) mehrwert gegenueber „broeselmilch“ halt. natuerlich haengen sich  „stillgegner“ und folgemilch-hersteller an diesem argument auf, uebersehen dabei allerdings einige punkte. stillen allein ist fuer ein kind nicht nur schnoede nahrungsaufnahme. fuer die meisten kinder ist es ein ritual, ist es naehe, geborgenheit, vielleicht eine einschlafhilfe, auf jeden fall das mittel nummer eins in sachen bonding. nach vier monaten ist damit aber noch nicht schluss. weiters gibt es da einen nicht zu unterschaetzenden kosten- und aufwandsfaktor. die substitut-milch ist nicht billig, sie zuzubereiten dauert seine zeit, denn ewig auf vorrat kann man das nicht machen.

schliesslich ist da noch der punkt, den viele uebersehen: folgemilch basiert auf kuhmilch. abgesehen davon, dass es einigermassen unlogisch erscheint, menschenbabymilch durch kuhbabymilch zu ersetzen, die industriell verarbeitet und zu einem pulver umgewandelt wurde, welches man am besten mit von vielen mineralwasserherstellern angebotenem „babywasser“ (lies: teureres stilles mineral) zubereitet, vergessen viele, dass menschen „per default“ kuhmilch nicht verwerten koennen. das muss der koerper erst lernen. was kann da die folge sein? weinende kinder mit bauchweh, blaehungen, uebelkeit. elternforen sind voll mit beitraegen, wo man festestellt, dass nach einigen monaten abgestillte kinder die folgemilch nicht so gut vertragen, dass sie ihnen offensichtlich nicht schmeckt und sie sogar deutlich abnehmen. aber das macht nichts, wird einem ja staendig suggeriert, dass dies wohl das bessere uebel sei. psychische kindesentwicklung spielt wohl keine rolle mehr (im gegenteil, wird einmal seit neuestem sogar weisgemacht, dass man kinder so frueh wie moeglich in fremdbetreeung geben soll, um „schaeden in der entwicklung“ zu vermeiden). das absurdeste anti-still-argument, welches ich je gehoert habe, war jenes, dass stillen nach sechs monaten einer „oedipalen entwicklung“ zutraeglich ist. zumindest scheint das alles langsam zu fruchten, denn nach der „schlaeft das kind schon durch?“-frage werden muetter ab sechs monaten von allein seiten gefragt, wann sie denn endlich abstillen. besonders interessiert daran ist natuerlich auch die wirtschaft, denn nur eine arbeitende frau, ist eine nuetzliche.

natuerlich gibt es situationen, da kommt man nicht drum herum, egal, ob die kinder die brust verweigern, ob aus medizinischen gruenden abgestillt werden muss oder es von anfang an nicht funktioniert hat. jedoch aus rein ideologischen gedanken (zitat althaus: „ Das Nichtstillen galt in den 1960ern als feministischer Aufbruch, der den Frauen Unabhängigkeit gegeben hat. Beim Stillen geht es nicht nur um das Wohl des Kindes, sondern immer darum, welche Rolle eine Gesellschaft Frauen zuschreibt.“) ist es der absolut falsche weg und spielt ausschliesslich den herstellern von ersatzmilch zu - einer florierenden milliardenindustrie, die natuerlich den teufel tun wird, dem stillen ein gutes urteil abzugeben.

Sonntag, 27. Mai 2012

das politisch korrekte lexikon I.

im zuge der debatten um aeußerungen der herren grass und darabos, wurde oft der vorwurf des „antisemitismus“ laut. in oesterreich und deutschland funktioniert das ja wunderbar, der ganz im sinne von antifaschismus und politischer korrektheit geschulte staatsbuerger wird dann sofort die goschn halten. das geht oft schon so weit, dass mir schon leute begegnet sind, die sichtliches unwohlsein dem wort „jude“ gegenueber hatten, hemmungen verspuerten, es auszusprechen und stattdessen lieber „hebraeer“ sagen. leider passieren dann auch ganz schreckliche missverstaendnisse und personen, die nie etwas judenfeindliches gesagt haben, werden (medial) angegriffen, als waeren fotos von ihnen aufgetaucht, wo sie vor einer gaskammer in auschwitz stehen und lachend mit den haenden am hals so tun, als wuerden sie ersticken.

um zukuenftigen fehlinterpretationen vorzubeugen, nachfolgend eine kleine nachhilfe in sachen „begriffsdefinitionen“.

„juden sind untermenschen.“, „juden wollen die weltherrschaft an sich reissen.“, etc. = antisemitismus.

„israel ist ein illegitimer staat.“, „israel muss vernichtet werden.“, etc. = antizionistisch.

„ich finde, was israel da macht, ist falsch.“, „die israelische politik gegenueber den palaestinensern ist kontraproduktiv.“, etc. = kritik an der politik der israelischen administration.

„ich mag minister xyz nicht.“, „was herr/frau sowieso da sagt, finde ich scheisse.“, etc. = kritik an einer bestimmten person des offiziellen israels.

der shitstorm, der sich in den letzten wochen ueber grass ergoss und jetzt auf minister darabos uebergreift, wird vom vorwurf des „antisemitismus“ begleitet. weil es unangenehm ist, was sie gesagt haben und man es deshalb - samt der urheber - diskreditieren moechte. ich haette es nie fuer moeglich gehalten, dass ausgerechnet ich einmal partei fuer den heeresvernichter darabos ergreife, aber bei aller antipathie, einen groesseren antifaschisten wie ihn hat dieses amt hierzulande noch nicht gesehen, was den vorwurf nur umso laecherlicher macht.

vielleicht sollte man gerade jetzt mut zur eigenen meinung zeigen. abschliessend noch ein zitat des von darabos kritisierten avigdor liebermans:

The vision I would like to see here is the entrenching of the Jewish and the Zionist state. I very much favor democracy, but when there is a contradiction between democratic and Jewish values, the Jewish and Zionist values are more important.

Mittwoch, 23. Mai 2012

von unibrennt zum café rosa. eine chronik des verfalls.

das café rosa. anfaenglich lediglich linken studenten ein begriff, war es spaetestens vor wenigen monaten in aller munde, als sich herausstellte, dass hier 450.000 euro an oeh-geldern investiert wurden, teilweise  sofort ersichtlich, warum. es sollte ein „antikapitalistisches“ konzept realisieren, wonach man keinen „gewinn erwirtschaften“ wolle und dem vernehmen nach wurde das personal zu gehaeltern eingestellt, von dem servicepersonal andernorts nur traeumen kann. prinzipiell ist dagegen ja nichts zu sagen, wuerde das nicht zulasten der studierenden gehen, die dieses ideologische experiment voll durchfinanzieren. oeh-vorsitzende wulz beteuerte, nichts mit dem café zu tun haben, ist jedoch seit gruendung als kassier eingetragen; diese funktion legte sie mittlerweile stillschweigend zurueck. zwei weitere administratorinnen wurden wundersam zeitgleich schwanger und legten ihre funktionen ebenfalls nieder. soviel spießbuergertum muss sein.

seit maerz sei man also auf paechtersuche. mit diesem stummen eingestaendnis des scheiterns existierte das café zwar weiter, aber die zukunft war ungewiss. nicht wenige studenten fuehlten sich gefrotzelt, dass in zeiten von finanzmaroden unis und prekaeren lebensverhaeltnissen vieler studenten fast eine halbe million an oeh-geldern in ein politisches etablissement gepumpt wurden, wo laut satzung nicht einmal alle studenten willkommen sind, wo man sich zwar für vielfalt, toleranz und offenheit einsetze, veranstaltungen allerdings mit dem vermerk abgehalten werden, dass „maenner unerwuenscht“ seien.

schliesslich passierte am 21.5. etwas, dass man getrost als kabarettreif bezeichnen konnte: einige autonome studenten, die der unibrennt-bewegung zugehoerig sein sollen, besetzten in einer scheinbar mit den cafébetreibern abgesprochenen aktion das „rosa“, erklaerten es für „befreit“ und wollten es ab sofort „selbstverwaltet“ weiterfuehren. ich interessierte mich natuerlich dafuer, wie sowas aussehen sollte und der von mir auf twitter wegen vorangegangener differenzen blockierte indymedia-autor und aktivist jonas reis meinte zu mir, dass ich das wissen wuerde „haette ich nicht alle blocked, die meinen ego-trip nicht mitmachen“ - als ich ihn entblockte, mit dem vermerk, ich wuerde mir das gerne anhoeren, bekam ich netterweise ein „leck mich“ als antwort.

in der wiener antifa begegnet man kritikern zumindest mit einer gewissen portion ehrlichkeit. man weiss, woran man bei ihnen ist und auch gleichzeitig, warum man getrost einen bogen um sie machen kann, egal, wie sehr man mit ihren kernzielen symphatisiert.

ich war 2009 dabei, als das audimax von der sich aus dieser aktion herausbildenden unibrennt-bewegung besetzt wurde. ich habe mich mit ihnen und ihren anliegen solidarisiert, nicht nur, weil meine frau selbst studentin ist und unter der zunehmenden bevormundung der ausbildung zu leiden hat, sondern auch weil ich dem momentanen system in opposition gegenueberstehe. ich war regelrecht angesteckt von der atmosphaere des aufbruchs, es hatte tatsaechlich den anschein, dass man diesmal was bewege. dieses feuer breitete sich über ganz oesterreich aus und erreichte schliesslich sogar deutschland und den internationalen raum, wo das in wien gepraegte „unsere uni“ als „our uni“ zum schlachtruf einer ganzen generation zukuenftiger akademiker wurde, die bildung nicht mehr mit kommerzieller verwertbarkeit, zugangsbeschraenkungen und unnoetiger buerokratie vermischt sehen wollten.

leider passierte, was passieren musste. einige politische aktionisten uebernahmen das ruder und anstelle von bildungspolitischen themen diskutierte man am plenum, warum mehr maenner am mikrophon stehen als frauen, die eigentlichen themen und ideen weichten immer mehr der fundamentalopposition nach dem motto „wer nicht fuer uns ist, ist gegen uns“. schliesslich wurde „unibrennt“ zu einer linkspolitischen plattform, irgendwann waren mehr obdachlose als studenten im audimax vor ort und geruechten zufolge waren deshalb kaum noch studenten vor ort, weil diese sich vom „gedumpsterten“ gemuese der „volxkueche“ durchfallerkrankungen zugezogen haben. schliesslich wurde geraeumt.

was folgte waren einige halbgare besetzungen von bueros, saelen, eh wieder dem audimax und ministeriumsstiegen. unibrennt war schon lange keine studentenvertretung mehr, es war der aktionistische arm politischer studenten, die dogmatisch dachten und nicht bereit waren, über irgendetwas produktiv zu diskutieren, dass auch nur einen millimeter abweichung der eigenen weltanschauung bedeutete. man diskutiert nicht ueber zugangsbeschraenkungen und studiengebuehren, man lehnt sie ab. ich bin selbst kein freund dieser loesungen, bin mir aber bewusst, dass zumindest voruebergehend eines von beiden in irgendeiner form notwendig ist. ich sage aber auch, dass dann zum beispiel die maturahuerde fallen muss, denn: wer zahlt schafft an.

jetzt wurde eben das café rosa besetzt. „alle sollen hinkommen!“ wurde ueber den café-rosa-twitteraccount verlautbart, ein bekannter folgte dem aufruf und musste feststellen, dass dies erst ab 18 uhr moeglich sei. revolution mit oeffnungszeiten. das plenum am selben abend soll eine ziemliche katastrophe gewesen sein, wo selbst alteingesessene unibrennt'ler den kopf schuetteln. immerhin hat die oeh sogar schon die homepage abgedreht und die besetzung wurde nur zwei tage spaeter schon wieder beendet. wieder einmal gescheitert, die ueberraschung ist gering.

was bleibt?
nichts. von aktionistischer seite faellt ihnen sowieso nichts mehr ein, als ewig irgendwas zu besetzen und dann zu jammern, wenn das auf wenig gegenliebe stoesst. weiters zerfleischt sich die wiener linke gerade selbst, naemlich in form der genderfrage, da erscheinen auf indymedia schon einmal voellig wirre traktate zum thema „verbaler sexueller gewalt“ bei besetzungen (inklusive „triggerwarnung“, was man sonst nur aus suizidforen kennt, wenn jemand ueber seine rasierklingen schreibt), worauf man eigentlich hinaus will, bleibt im unklaren, aber diesen stil kenne ich noch von vor vielen jahren aus dem oeh-blatt „progress“, wo es scheinbar ziel war, moeglichst viele schlagworte in einer spalte unterzubringen, ungeachtet der lesbarkeit.

mit diesem personal, mit dieser einstellung, ist nichts mehr zu gewinnen. fundamentalopposition ist kein loesungsweg, die errichtung eines politischen paralleluniversums ist ziellos, da dieses immer und immer wieder einstuerzen muss. vielleicht kommt aber auch irgendwann die erkenntnis, dass man mit slogans aus dem 20. jahrhundert heute keinen hund mehr hinter dem ofen hervorholt und dass das vielgepriesene „proletariat“ nicht auf den unis zu finden ist, mehrheitlich laengst die seiten gewechselt hat und wenig gegenliebe verspuert, wenn buergerliche akademiker proletarische revolution spielen wollen.

Dienstag, 14. Februar 2012

natur versus ideologie

 mit diesem text moechte ich auf einen artikel der autorin ina freudenschuss auf diestandard.at eingehen. der anlassgebende text findet sich hier.

einleitend moechte ich sagen, dass meine frau vergangenen herbst unsere tochter mittels hypnobirth-methode lediglich im beisein einer hebamme innerhalb von ca. dreieinhalb stunden zur welt gebracht hat. ja, es gab laengere eroeffnungswehen und ja, auf schmerzstillende mittel wurde verzichtet. als kurzen exkurs: diese schmerzen haben ihren sinn. sie sagen dem hirn, dass eine geburt im kommen ist, worauf das hirn mit hormonen reagiert, die den muttermund oeffnen und dann gehts los. schmerzmittel koennen diese koerpereigene kommunikation stoeren oder gar bis zum ausbleiben der wehen fuehren, worauf gerne der kaiserschnitt eingesetzt wird - voellig unnoetig. insofern ist dieser ansatz von hypnobirthing der, unnoetige eingriffe und die damit verbundene kette an komplikationen erst gar nicht zuzulassen.

wir besuchten ab mai einen hypnobirth-kurs, da wir uns auf das default-krankenhaus-system nicht einlassen wollten, die geburt fand auch im geburtshaus hietzing statt. fuer mich - als mann - war es eine wertvolle und wichtige erfahrung. im mainstream ist man ja dazu verdonnert, zuzusehen, abzuwarten und zu hoffen, dass alles gut geht. hp arbeitet mit dem ansatz, dass maenner vor, waehrend und nach der geburt dafuer sorgen, dass die mutter ein ruhiges, angenehmes und moeglichst ungestoertes umfeld hat, man sie unterstuetzt und man souveraen und stark diese grosse aufgabe gemeinsam bewaeltigt.

ist das jetzt schlecht? antifeministisch?

mongan hatte voellig recht, als sie schrieb, die natur hat sich etwas dabei gedacht, es so einzurichten, wie es ist. da nuetzt keine ideologie etwas, maenner werden nun einmal keine kinder bekommen koennen. dass sie aber erwas tun koennen, vermittelt - unter anderen - hp. es macht einen grossen unterschied, ob sich frauen dieser rolle bewusst sind oder nicht, wenn sie wissen, dass diese schmerzen ihren sinn haben und nichts boeses sind. den hinweis auf die unaufgeregte und interventionsfreie geburtenkultur ausserhalb der industrienationen als "postkolonial" abzutun, halte ich persoenlich fuer extrem untergriffig.

vor einigen jahren sagte frau professor hochreiter an der uni wien waehrend eines seminars: "der mutterinstinkt ist gesellschaftlich diktiert". hier sieht man sehr schoen, wohin ideologische verblendung fuehren kann. ein kind war - in der regel - neun monate IN der mutter. es ist dort herangewachsen und damit ein teil der mutter, der selbstaendig wird - aber die verbindung ist noch da. es ist eine einzigartige und unvergleichliche liebe, die jeden tag waechst und ich bin der meinung, dass frauen, die praktisch sofort nach der geburt wieder im arbeitsleben untertauchen und das kind mehr oder weniger damit abschieben, herzlos sind. das habe ich als vater nicht geschaftt, ich war einen monat (urlaubstage aufbrauchedn, da man beamter sein muss, um den "papamonat" zu bekommen) zu hause.

abschliessend frage ich mich: ist meine vaterliebe gesellschaftlich diktiert? und: haben die damen gendertheoretikerinnen eigentlich selbst kinder oder sind sie hier aehnlich qualifiziert wie der pfarrer, der den geburtsschmerz als strafe gottes fuer die vertreibung aus dem paradies erklaert? vielleicht sollten sich diese damen und herren einmal zusammensetzen und ausschnapsen, warum denn eine frau jetzt nicht von natur aus koerperlich dazu geschaffen ist, kinder auf die welt zu bringen.

Freitag, 20. Januar 2012

megaupload und seine klageweiber

es ist also passiert: megaupload wurde "geschlossen", die personen dahinter festgenommen, das fbi hat die geschäftsraeume ausgeraeumt. unter den verhafteten: kim schmitz. einige erinnern sich vielleicht noch an den selbsternannten hackerkoenig, der eigentlich nur ein banaler betrueger war und irgendwann von der bildflaeche verschwand. da ist er wieder, gierig und arrogant wie in besseren tagen.

jetzt ist die situation fuer ihn aber eine andere: die aktivismus-huren von anonymous refreshen wutentbrannt die seiten des fbi, im netz bildet sich ein solidaritaets-tsunami fuer "kimble" und seine paywarez-site. ich empfinde das als den niedergang der filesharing-kultur. warum, ist schnell erklaert:

als ende der 90er dienste wie napster aufkamen, tauschten privatpersonen (anonym) ihre gerippten cd's. im endeffekt nichts anderes, wie das bisherige tapesharing und bootlegging. die industrie reagierte hysterisch und deckte nutzer wie entwickler sowie provider und firmen mit klagen ein, oft mit angehängten rechnungen bestehend aus phantasiesummen.

bis apple wenige jahre spaeter nicht nur den ipod, sondern auch den musikdienst itunes auf den markt brachte, tat sich nichts nennenswertes an der "legal-front", man klagte lieber und züchtete damit passiv die piratenparteien und das, was später zu anonymous werden sollte heran. netzbuerger wurden muendig, organisierten sich und machten politik. ich nenne sie die "erste generation", heute meist in den spaeten zwanzigern bis spaeten dreissigern. die letzte medienwirksame seite aus dieser zeit ist the pirate bay, welche die zeit wohl nur deshalb ueberstand, weil man praktisch geschlossen hinter ihr stand.

dann kam die aera der filehoster. das prinzip ist einfach: man kann etwas hochladen und zum download anbieten. wer es kostenlos tun will, hat teilweise massive beschraenkungen (speed, zeit), wer ein paar euro für verschiedene abo-modelle springen laesst, bekommt vollen zugriff. megaupload kam 2005 und hat bis 2012 einen milliardenumsatz gemacht.

die reaktionen der userbase war vorhersehbar: grosses entsetzen. gleichzeitig gab es auch ueberraschend viele stimmen, welche die schliessung begruessten, nicht nur von den "content-inhabern", sondern auch von filesharern der alten schule. der grund liegt darin, dass sich hier jemand tatsaechlich bereichert hat. es geht nicht mehr darum, dass man ein paar songs tauscht oder nach vergriffenen raritaeten sucht, vielleicht "herr der ringe" als verwackelte kamera-version ein paar wochen vor dem lokalen kinostart im o-ton sehen kann. die filesharer der "zweiten generation", die mit torrent & co. aufwuchsen, haben eine voellig andere grundhaltung: sie erwarten, dass sie alles kostenlos bekommen. sie halten es fuer ihr gottgegebenes recht, sich jeden film, jedes album und jedes spiel herunterladen zu koennen und wer etwas dagegen sagt - vom produzenten bis zum politiker - ist ein reaktionaeres arschloch, der die "freiheit des internets" untergraben will.

oft werden eben dort ideologische rechtfertigungen vorgeschoben: die industrie verdient mit dem schrott eh genug, den film haette ich mir sowieso nie im kino angeschaut, ich protestiere gegen den kapitalismus, und so weiter. dass dabei viele kleinere labels und unabhaengige filmproduzenten vor die hunde gehen und viele kuenstler nie einen serioesen plattenvertrag bekommen, ist ihnen egal.

die eigentliche konsequenz daraus, welche in der industrie fuer ein umdenken sorgen koennte, waere der totalverzicht gewesen, dass beisst sich allerdings mit dem selbsterklaerten "menschenrecht auf freebie-content" - die industrie bekommt hier lediglich das signal, dass interesse besteht und halt einige querulanten glauben, im schlaraffenland zu leben. sie machen ja gute umsaetze, so ist es auch nicht - es steht hier eine betoniererfraktion gegen die andere. auch ein gerne verwendetes argument: "ich habe kopiert, nicht gestohlen!" - ignorierend, dass eine cd/dvd auch nur die kopie eines masters und kein unikat ist.

ich wuerde mir wuenschen, dass filesharer dazu stehen wuerden: "ja, ich will dafuer nicht bezahlen, aber ich will es trotzdem haben". und mit den konsequenzen leben.


Dienstag, 3. Januar 2012

anonymous' populaerantifaschismus.

mit nazis ist das ja so eine sache. offiziell mag sie keiner, irgendwie wird man sie gerade aber auch nicht los. deshalb hat sich anonymous mit der "operation blitzkrieg" zum ziel gesetzt, neonazistische netzwerke zu sprengen. dabei bediente man sich dem ueblichen, erprobten rezept und nutzte scheinbar sicherheitsluecken in computersystemen, holte sich alle moeglichen datensaetze raus und veroeffentlichte diese. was wir nun wissen: wer der npd geld spendet und wer bei dem in rechten kreisen durchaus beliebten modelabel thor steinar online eingekauft hat.

wenig ueberraschend, soweit. der trend, die datensaetze von privatpersonen ungefiltert und mit allen relevanten informationen ins netz zu stellen ist spaetestens seit dem "polizei-leak" seitens anon austrias salonfaehig und immerhin geht es hier um nazis, so die in der community weitgehend akzeptierte kommunikation in dieser sache.

ich halte das fuer fahrlaessig. wen interessiert es, wer sich dort unterhosen bestellt hat oder ein halblustiges, "voelkisches" tshirt? das sind die kleinen fische, die heimlich landser hoeren, nicht die fuehrenden koepfe der szene. und die npd? den betriebsrat des deutschen verfassungsschutzes? ernsthaft? diese ansonsten bedeutungslose null-komma-partei?

das veroeffentlichen von realdaten ist eine in der rechten szene beliebte methode menschen einzuschuechtern. ich halte sie auch fuer eine der widerwaertigsten, da man damit nicht nur "den politischen gegner" attackiert, sondern auch deren familien, abgesehen davon, dass diese angaben wohl nicht immer aktuell sind und leute zum handkuss kommen, die nichts damit zu tun haben. dass anonymous sich dieses werkzeugs bedient und auf der anderen seite sich permanent dazu bekennt "für eine offene gesellschaft, ein freies internet und freie meinungen" zu kämpfen, wirkt da etwas skizo, zumal ich hier die kuehle aesthetik frueherer aktionen vermisse. zu sehr hat es den beigeschmack, sich moeglichst viel jubel von indymedia und co. reservieren zu wollen.

nein, damit will ich den nazis nicht eine lanze als legitime meinungsgruppe brechen. sie sind da, sie werden es auch in irgendeiner form immer bleiben, damit muss man sich abfinden. was viel wirkungsvoller waere, als solche kleinkriege, waere, daran zu arbeiten, den rechten hetzern den boden unter den fuessen weg zu ziehen. sie luegen strafen und damit ihren hass nicht keimen zu lassen. bis dahin muss eine gefestigte demokratie solche totalitaeren ausreisser aushalten koennen, ansonsten ist sie ohnehin eine hohle schale geworden, die ein ueberleben nicht verdient hat.

liebe anons, hier ein kleiner tipp von mir: findet einmal heraus, warum daniel domscheit-berg massenhaft npd-interna geloescht hat, die er von wikileaks gestohlen hat? bin ich der einzige, der einen zusammenhang mit der npd/nsu/vvs-affaire sieht, die kurz spaeter ans licht kam? oder wer betrieb weiterhin alpe-donau? ich denke, hier liegen die wahren schaetze vergraben.