Freitag, 20. Januar 2012

megaupload und seine klageweiber

es ist also passiert: megaupload wurde "geschlossen", die personen dahinter festgenommen, das fbi hat die geschäftsraeume ausgeraeumt. unter den verhafteten: kim schmitz. einige erinnern sich vielleicht noch an den selbsternannten hackerkoenig, der eigentlich nur ein banaler betrueger war und irgendwann von der bildflaeche verschwand. da ist er wieder, gierig und arrogant wie in besseren tagen.

jetzt ist die situation fuer ihn aber eine andere: die aktivismus-huren von anonymous refreshen wutentbrannt die seiten des fbi, im netz bildet sich ein solidaritaets-tsunami fuer "kimble" und seine paywarez-site. ich empfinde das als den niedergang der filesharing-kultur. warum, ist schnell erklaert:

als ende der 90er dienste wie napster aufkamen, tauschten privatpersonen (anonym) ihre gerippten cd's. im endeffekt nichts anderes, wie das bisherige tapesharing und bootlegging. die industrie reagierte hysterisch und deckte nutzer wie entwickler sowie provider und firmen mit klagen ein, oft mit angehängten rechnungen bestehend aus phantasiesummen.

bis apple wenige jahre spaeter nicht nur den ipod, sondern auch den musikdienst itunes auf den markt brachte, tat sich nichts nennenswertes an der "legal-front", man klagte lieber und züchtete damit passiv die piratenparteien und das, was später zu anonymous werden sollte heran. netzbuerger wurden muendig, organisierten sich und machten politik. ich nenne sie die "erste generation", heute meist in den spaeten zwanzigern bis spaeten dreissigern. die letzte medienwirksame seite aus dieser zeit ist the pirate bay, welche die zeit wohl nur deshalb ueberstand, weil man praktisch geschlossen hinter ihr stand.

dann kam die aera der filehoster. das prinzip ist einfach: man kann etwas hochladen und zum download anbieten. wer es kostenlos tun will, hat teilweise massive beschraenkungen (speed, zeit), wer ein paar euro für verschiedene abo-modelle springen laesst, bekommt vollen zugriff. megaupload kam 2005 und hat bis 2012 einen milliardenumsatz gemacht.

die reaktionen der userbase war vorhersehbar: grosses entsetzen. gleichzeitig gab es auch ueberraschend viele stimmen, welche die schliessung begruessten, nicht nur von den "content-inhabern", sondern auch von filesharern der alten schule. der grund liegt darin, dass sich hier jemand tatsaechlich bereichert hat. es geht nicht mehr darum, dass man ein paar songs tauscht oder nach vergriffenen raritaeten sucht, vielleicht "herr der ringe" als verwackelte kamera-version ein paar wochen vor dem lokalen kinostart im o-ton sehen kann. die filesharer der "zweiten generation", die mit torrent & co. aufwuchsen, haben eine voellig andere grundhaltung: sie erwarten, dass sie alles kostenlos bekommen. sie halten es fuer ihr gottgegebenes recht, sich jeden film, jedes album und jedes spiel herunterladen zu koennen und wer etwas dagegen sagt - vom produzenten bis zum politiker - ist ein reaktionaeres arschloch, der die "freiheit des internets" untergraben will.

oft werden eben dort ideologische rechtfertigungen vorgeschoben: die industrie verdient mit dem schrott eh genug, den film haette ich mir sowieso nie im kino angeschaut, ich protestiere gegen den kapitalismus, und so weiter. dass dabei viele kleinere labels und unabhaengige filmproduzenten vor die hunde gehen und viele kuenstler nie einen serioesen plattenvertrag bekommen, ist ihnen egal.

die eigentliche konsequenz daraus, welche in der industrie fuer ein umdenken sorgen koennte, waere der totalverzicht gewesen, dass beisst sich allerdings mit dem selbsterklaerten "menschenrecht auf freebie-content" - die industrie bekommt hier lediglich das signal, dass interesse besteht und halt einige querulanten glauben, im schlaraffenland zu leben. sie machen ja gute umsaetze, so ist es auch nicht - es steht hier eine betoniererfraktion gegen die andere. auch ein gerne verwendetes argument: "ich habe kopiert, nicht gestohlen!" - ignorierend, dass eine cd/dvd auch nur die kopie eines masters und kein unikat ist.

ich wuerde mir wuenschen, dass filesharer dazu stehen wuerden: "ja, ich will dafuer nicht bezahlen, aber ich will es trotzdem haben". und mit den konsequenzen leben.